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Die Kulturwissenschaftlerin bei „Cultural Awareness & Storytelling“

Mein Selbstverständnis als Kulturwissenschaftlerin

Die Kulturwissenschaft habe ich immer als Brücke zwischen den klassischen Disziplinen verstanden. Sie schlägt Brücken zwischen der Ethnologie, der Literaturwissenschaft, der Geschichte und so vielen anderen Fächern. Sie verbindet, was klassisch getrennt wurde.

Ich bin keine Wissenschaftlerin mit dem Seziermesser. Ich beobachte, überprüfe meine Hypothesen, bin mir meiner kulturellen Prägung („Brille“) sehr bewusst. Ich laufe vorsichtig auf Zehenspitzen, um nicht zu verbiegen oder Fragiles zu zerstören, sondern um zu staunen und mich im interkulturellen Raum respektvoll auszutauschen. Respektvoll dem Kulturgut und meinen Gesprächspartner:innen gegenüber.

Meine Rolle in der Startphase – kulturwissenschaftliche Begleitung

Ich habe den interkulturellen Raum gehütet. Was heißt das?

Ich hütete den Raum nach Außen: Ich passte auf, dass wir den Bezug zum Thema nicht verlieren. Wenn die kreative Seite allzu sehr überhandnahm, verwies ich zurück auf den (inter)kulturellen Bezug.

Ich hütete den Raum nach Innen: Ich passte auf, dass wir uns nicht in Halbwissen oder gar Unwissen verrennen, dass wir nicht in Stereotype laufen, dass wir im kulturellen und historischen Kontext bleiben – kurz: dass wir eine solide Basis haben, auf der wir stehen. Das hieß auch, dass wir im historischen Kontext des Erzählens bleiben und die Geschichten über die Grenzen laufen und sich verändern lassen. 

Und vor allem: ich hütete den Raum dazwischen. Zwischen den Kulturen, zwischen den Zeiten. Es ist der „heilige Raum“ dieses Projekts, denn in diesem Raum findet der Austausch statt.

Es war das Hüten und Begleiten eines lebendigen Prozesses, eines kreativen Spiels, eines sich verändernden kulturellen Transfers im interkulturellen Raum – nicht das Verharren an einem gedruckten Text, einer postulierten Kulturtheorie oder einer Gedankenschule.

Nun übernehmen andere. Ich hoffe, dass diese Aspekte dem Projekt erhalten bleiben.

Ich bleibe als Gast. Den Raum kann ich über den Zaun leider nicht mehr hüten. Das Thema begleitet mich nun schon seit 30 Jahren und ich hoffe, weiterhin wertvolle Impulse und richtungsweisende Gedanken einzubringen; sei es als sporadische Beraterin, sei es als Zaungast.

Mein Weg mit den Geschichten in Raum und Zeit

Ich mag den Raum dazwischen, war und bin selbst oft im kulturellen Dazwischen: an verschiedenen Lebensorten und in meiner Tätigkeit zwischen den Kulturen.

Meine Neugierde zu verschiedenen Versionen der Artussage und insbesondere der nicht ganz einfachen Figur Morgane le Fay führte mich zur ersten „wissenschaftlichen“ Recherche in Schulzeiten. Sie dauert bis heute an. Die Artussage ist sicherlich einer der großen europäischen Sagenstoffe, die immer wieder weitergetragen und verändert wurden. Dabei finde ich die Ursprünge genauso spannend, wie moderne Varianten des alten Stoffs. Jede Version ist gleichzeitig ein Spiegel ihrer Epoche.

So betrachte ich auch die Märchen. Jede Version ist ein Spiegel; ein Spiegel des Erzählers bzw. der Erzählerin, ein Spiegel des Lebens- und Denkumfeldes, ein Spiegel der Kultur im Kleinen und im Großen.  

Gleichzeitig steht jede Geschichte auch für sich. Manche überdauern die Zeiten und die kulturellen Räume, weil sie immer wieder aufs Neue zu uns sprechen, weil ihr Kern eine tiefe Resonanz in unserer Seele auslöst.

Initiationsgeschichten, heilige Geschichten, sind sicherlich noch einmal differenzierter zu betrachten und ich freue mich darauf, in diesem Projekt mein Gespür dafür schärfen zu dürfen.

Mein Hintergrund und meine Basis

Magisterstudium der Kulturwissenschaft, Anglistik und Romanistik.

Diverse Zusatzqualifizierungen als Sprachdozentin zwischen den Sprachen und Kulturen.

Zusatzqualifizierungen in Wildnis- und Erlebnispädagogik und Natur-Coaching, die sich oft auf indigene Techniken berufen und dabei manchmal etwas undifferenziert damit umgehen.

Bewusst suchte und suche ich immer wieder den interkulturellen Raum: als Austauschschülerin in den USA, Aupair in Frankreich, Praktikantin in kulturellen Einrichtungen in Paris und Cork, bei der Tätigkeit in einer irischen Aupairvermittlung und der Beratung und Begleitung deutscher Austauschschüler:innen im Ausland und nicht zuletzt in 15 Jahren Tätigkeit als Sprachdozentin und kultureller Vermittlerin für Migrant:innen jeden Alters in Deutschland und als Reiseleiterin in der Bretagne.


The cultural scientist in the project „Cultural Awareness & Storytelling“

My self-perception as a cultural scientist

I have always understood cultural studies as a bridge between the classical academic disciplines. It builds bridges between anthropology, literary studies, history and so many other subjects. It connects what was traditionally separated.

I am not a scientist with a dissecting knife. I observe, examine my hypotheses. I am very aware of my cultural conditioning („glasses“). I walk carefully on tiptoes, not to bend or destroy any fragile elements, but to be astonished and to share respectfully in an intercultural space. With respect for the cultural heritage and for the people with whom I am interacting.

My role in the start-up phase – supporting with the eye of cultural studies

I protected the intercultural sphere. What does that mean?

I minded the intercultural space towards the outside: I made sure that we don’t lose touch with the topic. If the creative side took over too much, I reminded the participants of the (inter)cultural aspect.

I minded the space on the inside: I took care that we didn‘t lose ourselves in half-knowledge or even ignorance, that we didn‘t run into stereotypes, that we stayed in the cultural and historical context – in short: that we have a solid foundation on which to stand. This also means that we stay in the historical context of storytelling and allow the stories to move across borders and be transformed.

And above all: I minded the space in between. In between the cultures, in between the epochs. It is the „sacred space“ of this project, because it is in this space that our exchange takes place.

It was the shepherding and accompanying of a living process, a creative play, an ever transforming cultural transfer in the intercultural sphere – not the attachment to a printed text, a postulated cultural theory or a school of thought.

Now others are taking over. I hope that these aspects will remain with the project.

I remain as a guest. Unfortunately, I can no longer shepherd the space „over the fence“. The topic has accompanied me for 30 years now and I hope to continue to contribute valuable impulses and guiding thoughts; be it as a casual advisor, be it as a peripheral participant.

My journey with tales through space and time

I like the space in between, as I have often been in the cultural in-between myself: living in different locations and working between the cultures.

My fascination with different versions of the Arthurian legend and especially the difficult character Morgane le Fay led me to my first „scientific“ research in my school days. It continues to this day. The Arthurian legends are certainly one of the great European legends that have been passed on and changed again and again. I find the origins just as fascinating as modern versions of the old fabric. Each version is a mirror of its era.

This is also how I see fairy tales. Each version is a reflection; a reflection of the narrator, a reflection of the environment, a reflection of culture on a small and large scale.

At the same time, each tale also speaks for itself. Some transcend time and cultural spaces because they speak to us time and time again, because their core evokes a deep resonance in our souls.

Stories of initiation, sacred stories, certainly need to be looked at in a more differentiated way, and I am looking forward to being allowed to sharpen my sensitivity for them.

My background and my foundation

A master’s degree in Cultural Studies, English and French.

Additional qualifications as a language teacher in between multiple languages and cultures.

Qualifications in wilderness and outdoor education and life coaching in nature. In these areas, people often refer to indigenous techniques in a somewhat simplistic way.

I consciously seek the intercultural space again and again: as an exchange student in the US, as an aupair in France, during longer internships in Cork and Paris, while working in an Irish aupair agency, while counselling and supporting German exchange students abroad, and last but not least in 15 years of work as a language teacher and cultural mediator for migrants of all ages in Germany and as a travel guide in Brittany.